Die Wolke !!!
Es war der Morgen des heiligen Abend
gekommen. Der Tag war eisig und die Wolken hingen grau und schwer am Himmel. Es
gab kaum Wind und alle Wolken machten traurige Gesichter. Eine Wolke aber war
weiß und luftig, wie ein Wattebausch. Sie schwebte fröhlich um die grauen
Wolken herum und schaute hinab auf die Erde.
„ Hey, ihr dicken Wolken – warum seid ihr
so traurig?“, fragte die kleine Wolke die dickste Wolke. „ Ach“, sagte diese:“
Sieh mal hinunter. Alle Menschen rasen mit ihren Autos durch die Straßen. So
schnell, dass mir schon ganz wirr im Kopf ist. Die Leute auf den Wegen senken
die Köpfe und meckern nur über Ihr Leben und die schlechten Angewohnheiten der
Anderen. Sie schleppen große Geschenke und Bäume nach Hause, für all ihre
Lieben und ärgern sich gleichzeitig darüber, dass alles soviel Geld kostet.
Eine „besinnliche Adventzeit“ sagen sie, oder „fröhliche Weihnachten!“ Für mich
passt da eher „Anstrengende Adventszeit und traurige Weihnachten.“ Da kann man
ja selbst auch nur traurig werden!“
„ Ach so „, sagte die weiße Wolke. „ Können
wir denn die Menschen nicht fröhlich machen?“ Die alte Wolke schüttelte nur den
Kopf. „ Aber die Kinder, sieh dir doch mal die Kinder an! Sie hüpfen lachend durch die Straßen. Und sie freuen sich
über leuchtende Kerzen. Die Kinder bekommen leuchtende Augen, wenn der Vater
den riesigen Weihnachtsbaum in die Stube trägt. Ganz aufgeregt sind sie, weil
es am heiligen Abend viele Überraschungen gibt. Sie lauschen gespannt der Oma,
die die Weihnachtsgeschichte erzählt. Die freuen sich doch!“
„ Ach du.“, sagte die alte Wolke.“ Du siehst
die Welt noch mit Kinderaugen.“
„ Ja genau. Das könnt ihr doch auch!
Probiert es doch mal aus. Alle!!!! „
Und die Wolken versuchten es. Sie sahen
plötzlich wirklich die besinnlichen Stunden, in den Familien. Die Menschen, die
beieinander sitzen und reden. Eltern die Hand in Hand mit ihren Kindern
spazieren gehen. Heimlichkeiten die in der Luft liegen. Und die vielen Menschen
die sich gegenseitig helfen. Alte und Kranke die nicht allein sind und viele
Menschen die freundlich lächeln. Nun wurde den missmutigen Wolken klar, dass es
doch noch viel Nächstenliebe, Freundlichkeit, Zeit und Ruhe für die kleinen
Dinge des Lebens gab, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussah. Und
weil alle darüber so beglückt waren, haben sie sich entschieden zum heiligen
Abend viele 1000 Schneeflocken vom Himmel fallen zu lassen, in der Hoffnung
allen Menschen eine Freude zu bereiten. Und das war ihnen gelungen, denn in
vielen Häusern saßen die Kinder an den Fenstern und schauten hinaus um die
tanzenden Schneeflocken zu sehen.
Die kleine weiße Wolke tanzte mit den
Flocken um die Wette.
(c) Anke Hilchenbach